In vielen Gärten, aber auch auf verwildertem Brachland, in Wäldern und auf Wiesen wachsen zahlreiche Nutzpflanzen, von denen wir nur wenige kennen, obwohl sie von unseren Vorfahren seit langem verwendet werden. Hinzu kommen mehr oder weniger viele Züchtungen dieser Pflanzenarten, die der Wildform mitunter kaum noch ähnlich sehen, aber aufgrund bestimmter Eigenschaften und Inhaltsstoffe für uns heute sehr wertvoll und wichtig sind.
Herbert Österreicher stellt Nutzpflanzen vor, über die es Bemerkenswertes zu berichten gibt und die gerade auch für Kinder interessant sind. Die Serie begann in Heft 5/2009.


Sonnenrose, Sonnenglanz und Sonnewändel

Die Sonnenblume, besonders die großblütige einjährige Art Helianthus annuus, gehört längst zu unseren bekanntesten Blütenpflanzen, obwohl sie erst seit wenigen Jahrhunderten in Europa wächst. Aber bereits Ende des 16. Jahrhunderts schrieb ein Gelehrter: »Vor etlichen Jahren hat man dieses Gewächs auß America und Peru, da es von selber wechset, zu uns gebracht, und ist nun überall in Gärten und für den Fenstern bey uns also gemeyn worden, daß es fast keiner sonderlichen Beschreibung bedarf.«

Die Herkunft der Pflanze, ihre meist auffallend großen Blütenkörbe und die Besonderheit, dass sie sich nach dem Sonnenstand ausrichtet, haben zu zahlreichen Volksnamen geführt: Sonnenrose, Indianische Sonne, Sonnenscheibe, Sonnenkrone, Sonnenglanz oder Sonnewändel.
Die letzte Bezeichnung bezieht sich darauf, dass sich Blätter und Knospen der Pflanze immer der Sonne zuwenden, und zwar vor allem nach Osten in Richtung des Sonnenaufgangs. Diese besondere Form der Anpassung an das Licht (Heliotropismus) kommt allerdings gegen Ende der Wachstumsphase mehr und mehr zum Stillstand, weil das Pflanzengewebe dann nicht mehr flexibel genug ist. Deshalb sind die Stängel zur Samenreife ziemlich starr – und die Blütenkörbe bleiben mehrheitlich nach Osten gewandt.

Eine Art mit essbaren Knollen an den Wurzeln, die Topinambur (Helianthus tuberosus) – benannt nach dem südamerikanischen Indianerstamm der Tupinambás – hat Namen erhalten, die unter anderem verraten, wo sie seit ihrer Einfuhr nach Europa besonders häufig angepflanzt wurde: Polnische Kartoffel, Saukartoffel, Erdbirne, Grundbirne, Russische Bodenbirn, Erdapfel, Russische Erpel, Roßerdapfel, Wintererdöpfel, Erdbrot, Schweinbrot, Erdartischocke oder Weißwurzel.


»King Kong« und andere Typen

Die rund 70 Arten der Sonnenblume stammen alle aus Nord- und Mittelamerika. Einige Arten wurden dort bereits vor Jahrtausenden als Nutzpflanzen verwendet, in erster Linie wegen ihrer ölhaltigen Samen. Es gibt unter ihnen ein- und mehrjährige Arten, die sich in Wuchshöhe sowie Form und Anordnung der Blütenkörbe stark unterscheiden können. Während manche einjährige Arten und ihre Züchtungen bis zu vier Meter hoch werden, bleiben mehrjährige Arten sehr viel kleiner und tragen an ihren Stängeln mehrere Blütenkörbe. Zu diesen Arten gehört beispielsweise die Weiche Sonnenblume (Helianthus mollis) mit ihren graugrünen, länglichen Blättern und zahlreichen zitronengelben Blütenkörben. Sie ist sehr robust, stammt aus den nordamerikanischen Präriegebieten, blüht im Spätsommer und eignet sich gut für ein Staudenbeet.

Der Begriff »Blütenkorb« verweist darauf, dass jede Blüte genau genommen aus einer Vielzahl kleiner Einzelblüten zusammengesetzt ist. In der Mitte befinden sich stets die zwittrigen, fruchtbaren Röhrenblüten, die strahlenförmig von sterilen, meist leuchtend gelben Zungenblüten umgeben sind. Die Anzahl der Röhrenblüten schwankt je nach Art zwischen etwa 20 und mehr als 150, bei bestimmten Züchtungen auch über 1000. Aus ihnen entwickeln sich die meist dunkelbraunen Samen.

Man kann Sonnenblumen und ihre Züchtungen (Sorten) in verschiedene Typen unterteilen. Die Vertreter des Ziertyps weisen meist mehrere Blüten auf und werden häufig als Schnittblumen kultiviert. Zu ihnen gehört die Sorte »Moulin Rouge«, die an jedem Stängel zahlreiche, etwa 15,00 Zentimeter große, tief dunkelrote Blüten trägt. Die Sorte »King Kong« hingegen kann in einem Sommer über 4,00 Meter hoch werden – eine »Riesensonnenblume«.

Die anderen Typen werden als Nahrungspflanzen für Mensch und Tier genutzt. Die Samen des Öltyps haben einen sehr geringen Schalenanteil und lassen sich gut pressen. Für einen Liter Öl Sonnenblumenöl benötigt man die Kerne von rund 60 Pflanzen.
Der Speisetyp ist für uns wegen der besonders großen und schmackhaften, locker sitzenden Samenkerne interessant. Der Futtertyp bildet besonders viel Blattmasse und ist für die Landwirtschaft wichtig: als Futterpflanze und zur Gründüngung.



Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 09/09 lesen.

 

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