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Pädagogen als Forscher

Die Fortbildnerin Sibylle Haas lebte drei Monate lang in Neuseeland, hatte viele Kontakte mit Kolleginnen dort, besuchte zehn Kindergärten, drei Schulen und lernte einen Teil des neuseeländischen Bildungssystems kennen. In einer Beitragsserie, die in Heft 9/09 begann, berichtet sie über ihre Erlebnisse, richtet den Blick sozusagen vom anderen Ende der Welt auf die hiesige Bildungslandschaft und möchte neue Perspektiven eröffnen.

Was können wir verändern, damit es den von uns betreuten Kindern, ihren Eltern und uns in unserer Institution besser geht? Wie können wir eine angenehme, freundlich unterstützende Atmosphäre schaffen, so dass alle sich gern in der Kita aufhalten und freudig lernen, sich weiterentwickeln können und ihren Platz in der Gemeinschaft finden?
In Neuseeland erlebte ich Pädagoginnen und Wissenschaftlerinnen, die eingefahrene Verhaltens- und Denkweisen gemeinsam in Frage stellen und neue Wege für die pädagogische Praxis aufspüren: Pädagogik als Handlungsforschung. In diesem Land sind die Fragen der Praxis Ausgangspunkte für das, was erforscht werden soll, nicht primär die Fragen der Wissenschaft, die eine Erkenntnislücke schließen möchte.


Warum sollen Pädagogen forschen?

In einem Artikel1 beschreibt Viviane Robinson2, dass es sich lohnt, die traditionelle Kluft zwischen Forschern, die Wissen zur Verfügung stellen, und Praktikern, die dieses Wissen anwenden, zu überbrücken. Ein Beispiel aus ihrem Beitrag:
Eine Schulrätin ist empört über die schlechten Lesefähigkeiten der Kinder einer Grundschule. Jahrelang hatten die Lehrerinnen ihr jedoch berichtet, dass die Kinder, wenn sie zur Schule kommen, nicht in der Lage sind, lesen zu lernen, weil es ihnen an vorbereitenden Fertigkeiten und an entsprechendem Sozialverhalten fehlt. Folglich werden die ersten sechs Wochen des Schuljahrs genutzt, um diese Fähigkeiten zu vermitteln.
Die Schulrätin hätte die Berichte der Lehrerinnen ernst nehmen sollen, statt sie anzuzweifeln. Dies hätte jedoch erfordert:


Die Rolle der Pädagogen als Forscher

Viviane Robinson ist es aus drei Gründen wichtig, die Rolle der Pädagogen als Forscher zu stärken.

Erstens: Pädagogen haben eine professionelle und ethische Verpflichtung. Ihre Entscheidungen darüber, wie und was sie lehren, hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Kinder. Deshalb müssen sie dabei unterstützt werden, sich die Konsequenzen ihrer Entscheidungen klarzumachen.
Zweitens: Gutes Lehren und Unterrichten, das heißt gute Lernbegleitung, erfordert Pädagogen, die geschulte Forscher sind. Jede pädagogische Institution und jeder Pädagoge hat zu lernen, wie Bedingungen geschaffen werden können, die das hervorbringen, was erwünscht ist.
Drittens: Da Forschung eine sehr effektive Form der beruflichen Weiterbildung ist, ist es nötig, sich mit Handlungsforschung auseinanderzusetzen.



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www.minedu.govt.nz
Auf den Seiten des neuseeländischen Bildungsministeriums finden sich weiterführende Informationen zum dortigen Bildungssystem. Über > Our education system erhält man einen Gesamtüberblick. Besonders interessant > Early Childhood und > Maori Education sowie die Vereinbarung »KTCA«(Kindergarten Teachers, Head Teachers and Senior Teachers Collective Employment Agreement), in der neue Standards für die Arbeit der Kindergarten-Teachers vereinbart wurden.


1 Robinson, V.: Teachers as Researchers: a professional necessity? Wellington: NZCER 2003, Übersetzung: S. Haas
2 Viviane Robinson ist Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Auckland.
3 In Neuseeland werden Lehrer und Erzieher als teacher (Lehrer) bezeichnet. Ab 2012, so ist es geplant, haben sie eine gleichwertige Ausbildung. In meinem Beitrag verwende ich den Sammelbegriff Pädagogen, damit beide Berufgruppen sich angesprochen fühlen.


Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 11-12/09 lesen.

 

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