Will Coleman beschreibt, wie die Grundschule eines Fischerstädtchens in Cornwall (Südwestengland) sich an ein dreijähriges Projekt zum gemeinwesenorientierten Lernen wagte.

»Wofür braucht’s Schule?«, das war die Frage, mit der wir den Anstoß gaben, um das bestgeeignete aller Curricula zu entwickeln – für unsere Kinder und für uns alle hier in Padstow, Cornwall, England. Weithin wird angenommen, dass Bildung jeden Einzelnen mit Mitteln ausstatten soll, um persönlich »Erfolg« zu haben. Doch ist es vorstellbar, dass der Auftrag einer Schule einschließt, zukunftsorientiert für das eigene Gemeinwesen zu sorgen?


Wir stellten Schüler, Personal und Mitmenschen drei Fragen:

Wofür braucht’s Schule (und worüber würdest Du gern etwas lernen)?
Es ist ziemlich überraschend, wie junge Kinder sich verhalten, wenn sie zuerst die von anderen Leuten übernommenen Ansichten über Schule und Prüfungserfolge, die einen »guten Job« versprechen, wiederholen. Doch nur ein paar kurze Worte enthüllen, dass Kinder und Erwachsene Bildung als Kern der gesamten Persönlichkeitsentwicklung zu einem geschätzten Mitglied des Gemeinwesens betrachten.
Unsere Herausforderung war daher: Wie kann eine Grundschule am besten dazu beitragen, den Willen junger Menschen zu fördern, zum Gemeinwesen beizutragen?

Wie fühlt sich das Leben hier an (und was würdest Du gern besser machen)?
Auch Padstow hat in der jüngeren Vergangenheit riesige Veränderungen gesehen. Macht man sich die Allgegenwart von Internet und Fernsehen im Leben von Kindern und Jugendlichen klar, dann verwundert wohl kaum, wie wenig sie über den Ort wissen, in dem sie aufwachsen.
Meist wird »Erfolg haben« untrennbar verbunden mit »den Ort verlassen« gedacht. Kann Schule aber auch Wissen, Fertigkeiten und Einstellungen vermitteln, hier am Ort zu leben und zu arbeiten? Und würden junge Menschen sich dann dafür entscheiden?

Was genau brauchen wir für ein gutes Leben (und woher könnte das kommen)?
Obwohl Kinder und Jugendliche von der Welle heutigen Medien- und Werbungskonsums fortgeschwemmt scheinen, ist das soziale Bewusstsein junger Menschen groß. Themen wie Klimawandel, Rohstoffmangel, Bevölkerungswanderung werden ihr Leben wahrscheinlich stark beeinflussen. Sie denken daran und sorgen sich. Wie kann Schule sie bestärken, die Zukunft zu gestalten, die sie sich selbst wünschen?

Was haben wir getan?
Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler der Padstow-Schule planten gemeinsam und haben sich gegenseitig zu Lernerfahrungen verholfen, die etwas mit den genannten Themen zu haben – selbst wenn das nicht immer so aussieht. Viele Aktivitäten führten raus aus dem Klassenzimmer, für manche brauchten sie die Hilfe von Einheimischen und immer ging es um tolle Erfahrungen, gute Lernerfolge und viel Spaß!

Die Gruppe der Vier- und Fünfjährigen ließ sich von der Sage der Meerjungfrau in Padstow bezaubern. Ein Märchenerzähler erzählte sie, und die Kinder eigneten sie sich an, besuchten die Schauplätze, formten die Gestalten aus Sand, fanden Strandgut.

Die Sechsjährigen erforschten Schiffswracks an der »Schicksalsbank« kurz vor der Hafeneinfahrt. Wir erinnerten uns an eine grausige Sturmnacht.
Die Achtjährigen entdeckten die Herkunft ihrer Nahrung und bauten sie selbst an. Sie fanden heraus, wie die Geschäfte sich verändert haben, soweit Menschen sich daran erinnerten. Die Schülerinnen und Schüler waren fasziniert, durch eigene Erkundungen zu erfahren, wie viel Nahrung früher hier angebaut wurde und von wie weit weg sie heute herkommt.

Gegen das Vorurteil, ihr Heimatort sei »langweilig«, erarbeiteten ältere Schülerinnen und Schüler einen »Führer für Kinder« in Form einer DVD mit dem Titel »Was man in Padstow tun kann« mit Hinweisen auf Tiere in der Natur, Wassersport, lokaler Geschichte...

Und nun?
Das war nur der Anfang vom Projekt in Padstow. Wir beabsichtigen, die gesamten drei Jahre daran weiterzuarbeiten und das vorgegebene Curriculum auf diese Art umzusetzen. Wir haben drei Schlagworte für unser Vorgehen:
»Generationsübergreifend«, was meint, dass ältere Menschen mit Lebenserfahrung und Weisheit teilhaben können sollen. »Bekräftigung«, was meint, das wir den Kindern das dauerhafte Gefühl von Stolz und Glück verschaffen wollen, etwas selbst geschaffen zu haben.
»Globaler Maßstab«, was meint, dass wir verstehen lernen, wie alles, was wir hier in einem kleinen Winkel von Cornwall tun, sich auf die ganze Welt auswirken kann.

Was also glaubt ihr, wofür Schule gebraucht wird?


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